Während des Rollenspiels ist es für die Spielleitung häufig erforderlich, Charaktere (NSC) spontan zu improvisieren.
Wenn man spontan ein kleines Rollenspiel spielen möchte, kann es auch für die Spieler erforderlich werden, innerhalb von kurzer Zeit Charaktere zu erschaffen.
Immer wenn ein Charakter (sowohl SC als auch NSC) schnell entstehen muss, sollten die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften des Charakters zuerst festgelegt werden. Viele Rollenspielsysteme liefern umfangreiche und teilweise mehrseitige Charakterbögen, deren Befüllung schonmal einen Abend dauern kann. Nach 20 Minuten hat man dann Größe, Gewicht, Augenfarbe und Haarfarbe festgelegt. Doch hilft einem dies bei der Darstellung des Charakters?
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit einer Rangfolge von Charaktermerkamlen. Für die Darstellung von Charakteren sind mit Sicherheit einige Merkmale wichtiger als andere. Die Rangfolge wird natürlich durch die Spielwelt und das verwendete Rollenspiel beeinflusst.
Ziel ist eine Art universeller Charakterbogen, der die Merkmale in ihrer Rangfolge darstellt, so dass man die wichtigsten Festlegungen zuerst trifft. Durch wenige Stichpunkte zu den wichtigsten Merkmalen sollen Spieler und Spielleiter schon einen guten Eindruck von dem Charakter erhalten.
Am Ende meines ausführlichen Artikels zur effizienten Charaktererschaffung, könnt Ihr in einer Umfrage die aus Eurere Sicht sinnvolle Rangfolge der Charaktermerkmale angeben.
Das Ergebnis ist bereits in die erste Seite des Charakterbogens von FeBaRoS (Version 2) eingeflossen.
Rollenspiel-Blog 
Aug 08, 2010 @ 18:54:10
Ich habe gerade auf deiner Seite bewertet, was mir wichtig ist. Nachdem der Kommentar dann wieder mal länger wurde, habe ich die ausfühliche Fassung dann auf 1w6.org gestellt:
→ http://1w6.org/deutsch/sl-tipps/interessante-charaktere-darstellen/was-brauchen-nscs
Die Kurzform:
* Name
* Zitat
* In zwei Worten
* Was die Szene braucht, in der er auftauchen soll
Für wichtigere NSCs außerdem zwei der folgenden: Haltung/Mimik/Gestik, Sprache, Grundstimmung, Reaktionsmuster, Ticks, Gimmicks, Beschreibung, Hintergrundspezifisches, Charakter-/Spieler-Haken, Was will sie/er/es.
Aug 08, 2010 @ 22:42:20
Es freut mich, dass Du das Thema noch einmal aufgegriffen hast.
* Name finde ich für die eigentliche Darstellung des Charakters nicht wichtig. Natürlich ist der Name ein wichtiges Fakt. Hier genügt jedoch meistens ein Blick auf eine Namensliste.
* Zitat finde ich wirklich eine sehr gute Möglichkeit, den Sprachgebaruch und damit auch ein Stück weit die gesellschaftliche Stellung und den Bildungsstand des Charakters zu zeigen. Außerdem kann ein Zitat einiges über die Persönlichkeit des Charakters verraten.
* In zwei Worten – hier tue ich mich noch etwas schwer. Vielleicht kannst Du diesen Aspekt noch mit Beispielen versehen. In Denem Text ( http://1w6.org/deutsch/sl-tipps/interessante-charaktere-darstellen/das-darstellungsblatt ) wurde ich nicht fündig.
* Was die Szene braucht… sollte man auf jeden Fall bedenken. Je nach Szene, in der ein Charakter auftaucht sind andere Besonderheiten wichtig. Dies ergibt sich jedoch zwingend und die entsprechenden Merkmale / Informationen wird man quasi automatisch festlegen, oder?
Für mein aktuelles Abengteuer nutze ich übrigens Dein Darstellungsblatt für NSC. Mal sehen, wie ich damit zurechtkomme und welche Modifikationen es noch geben wird…
Aug 09, 2010 @ 01:56:20
Dass ich in zwei Worten nicht beschrieben hatte war mir gar nicht aufgefallen (was sich zu natürlich anfühlt… ). Danke für den Hinweis!
Habe es jetzt nachgeholt (und es ist wirklich nicht ganz einfach zu greifen).
In zwei Worten beschreibt das Konzept des Charakters in kürzest möglicher Form. Am einfachsten funktioniert „Beruf mit Merkmal“, also z.B. verträumter Maler, abgebrühte Stadtwächterin, sexistischer Söldner, hasserfülltere Priesterin, tumber Bauer, usw.
Wenn du das Konzept des Charakters in der Szene nicht auf zwei Begriffe runterbrechen kannst (trauriger alter Mann gilt auch noch), dann ist es recht wahrscheinlich, dass es zu komplex ist, um es klar zu vermitteln.
Die zwei Worte müssen dabei nicht für immer gültig sein. Es reicht, wenn sie die Rolle des Charakters gegenüber den Charakteren in der aktuellen Szene beschreiben. Der blutrünstige Vampir kann sehr wohl auch ein treusorgender Vater sein, aber beides *gleichzeitig* darzustellen, macht den Charakter schwer zu greifen. Wenn der Charakter auch mal mit anderen Rollen auftritt, sammelt er Stück für Stück verschiedene Rollen an, so dass die Spieler ihn Stück für Stück als vielschichtige Figur erleben. Aber wenn er eingeführt wird, sollte er normalerweise ein klares Bild liefern, sonst ist die Gefahr groß, dass er diffus bleibt, und sich niemand an ihn erinnern kann.
In Klassenbasierten Systemen kannst du manchmal einfach die Klasse als das zweite Wort nehmen und ein beschreibendes davorsetzen. Das wäre z.B. „Misstrausicher Krieger“, „Goldgieriger Zwerg“ oder „Gramgebeugter Thorwaler“.
Den Namen finde ich sehr wichtig, weil für mich Namen schon einen Großteil des Charakters verraten. Oder kannst du dir einen Winnfried Gutfried als James Bond vorstellen (ohne zu kichern 😉 )? Trotzdem reicht meist der Blick auf eine Namensliste, und das ist auch gut so, schließlich soll die Erschaffung schnell gehen.
Was die Szene braucht kann z.B. auch sowas sein wie „was will der Charakter erreichen?“. In Kampfszenen sind es Kampfwerte (logisch), aber ich hatte z.B. letztens ein Geschäftsessen, bei dem die SCs dabei waren. Da habe ich dann für jeden NSC aufgeschrieben, was er mit dem Essen erreichen will.
Konkret waren das (was die Szene braucht kursiv gedruckt):
Valerie Bran:
* „Ich regle alles“
* Werftbesitzerin, Ex-Schickse
* Schaut immer mal wieder auf ihre Fingernägel und kritzelt dann peinlich berührt in ihr Notizbuch, sobald sie sich ertappt.
* „Sie mögen nicht alle wie typische Altruisten aussehen, aber sie haben mich aus den Klauen von schwarzen Piraten geretten. Genau wie sie verbirgt auch meine Werft viel mehr Potenzial als sie zeigt.“ (Aufträge an Land ziehen)
* „Die Delegation von Jui Na fällt leider aus“ (An Jui Na hatten die Chars im vorherigen Abenteuer grausame Waffen geliefert :))
Jaques Panasse:
* „Oh, hohoho, ’ervorragend“
* überhebliches Froschgesicht
* Pult mit einem Zahnstocher in seinen Zähnen. Französischer Akzent.
* „Sie wissen sischer, dass wir besondere Anforderungen ’aben.“ (Völlige Überwachung der Schiffe)
* „Diese ’aben su dienen. Dafür ’aben wir sie geschaffen“
Sorr:
* „Sorr, Anführer des Lurni Clans“
* besonnener Ranmex
* gedehnt, entspannt, langsame Sprache
* Keine Tech, mit Jaques gekommen
* Guckt ständig zu Chnik (seiner Gefährtin) und fragt, ob alles in Ordnung ist. (Chnik ist Albino. Jaques hat die Außenfenster absichtlich nicht abgedunkelt, um Sorr und Chnik umzubringen (technischer Fehler). Chnik reagiert aber so früh darauf, dass die Chars noch etwas tun können)
* Privat: „Wir brauchen eigene Schiffe, aber ohne die Clans kann ich nichts entscheiden.“
(und drei weitere)
Ich würde mich freuen zu hören, wie das Darstellungsblatt für dich funktioniert!
Effektiv ist dabei schließlich die Zielsetzung, ein minimales Format zu finden, mit dem die SL sicher sein kann, dass sie ausreichend Merkmale vorbereitet hat (die sie darstellen kann), um die NSCs erinnerungswürdig zu machen.
Und ob es das Ziel erreicht, können nur viele Spieltests zeigen.
Und wenn du Verbesserungsmöglichkeiten findest, wäre es toll, wenn du sie schreiben könntest, damit wir sie einarbeiten können 🙂
Aug 08, 2010 @ 21:26:59
Kurz mal eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus der bisherigen Auswertung der Umfrage:
1. Äußerliches (Spezies, Herkunft, …),
2. Beruf,
3. Persönlichkeit,
4. Zitat.
Um die Persönlichkeit schneller zu machen: einfach drei der 15 genannten Merkmale wählen.
PS: Spezies und Herkunft sind für mich nicht direkt vom äußeren zu trennen. Sie bilden vielmehr den einfachsten Anker für die äußerliche Vorstellung – sozusagen Schablonen.
Aug 14, 2010 @ 23:30:46
Danke für die Ergänzungen und die Beispiele oben! „Zwei Worte“ ist nun auch fester Bestandteil meiner Charaktersteckbriefe!
Aug 16, 2010 @ 10:02:20
Freut mich!
Viel Spaß beim Spielen!